Negativzinsen wieder in Griffnähe: Fluch oder Segen für den Schweizer Immobilienmarkt?

Die Schweizerische Nationalbank hat die Leitzinsen in mehreren Schritten auf aktuell 0.5% gesenkt und ein negatives Zinsumfeld ist damit wieder in Griffnähe gerückt. Wir analysieren nachfolgend die möglichen Folgen für den Schweizer Immobilienmarkt.
Negativzinsen in Sicht – Wie wirkt sich die Zinspolitik auf den Schweizer Immobilienmarkt aus?

Selbstbewohntes Wohneigentum: Sinkende Finanzierungskosten führen zu Nachfrageüberhang

Je weiter die Hypothekarzinse sinken, desto günstiger wird das Kaufen gegenüber Mieten. Der entstehende Nachfrageüberhang nach selbstbewohntem Wohneigentum dürfte den bereits jetzt steigenden Preisen weiter Aufschub geben.

Anlageimmobilien: Anlagenotstand führt zu stark steigenden Preisen

In einem negativen Zinsumfeld wirft Liquidität bei der Bank keinen Zins mehr ab (oder kostet im Gegenteil sogar wieder Negativzinsen) und auch festverzinsliche Anlagen wie Obligationen bieten keine Ausweichmöglichkeit. Diese Situation wird wie bei der letzten Negativzinsphase zu einem starken Ansteigen der Nachfrage nach Renditeimmobilien führen und die Preise deutlich steigen lassen.

Als weiteren preistreibenden Effekt führen die günstigeren Finanzierungskosten zur Situation, dass Käufer höhere Preise bei gleichbleibenden Ertragsaussichten zahlen können. Die nun gesunkenen Hypothekarzinszahlungen reduzieren die Gesamtauslagen für eine Immobilie und erhöhen die Eigenkapitalrendite.

Endlich: Bautätigkeit könnte ansteigen

Dass in der Schweiz zu wenig gebaut wird, ist längst kein Geheimnis mehr. Sinkende Finanzierungskosten machen Bauvorhaben wieder rentabler und dürften deutliche Impulse für die Bauwirtschaft geben. Mehr Neubauten haben dann wiederum einen beruhigenden Effekt auf den Preisanstieg bei Immobilien.

Fazit:

Phasen mit Negativzinsen sind Extremsituationen, welche ungesunde Effekte auf den Schweizer Immobilienmarkt und die Gesamtwirtschaft haben. Es bleibt abzuwarten, ob die Schweizerische Nationalbank auch in diesem Zinszyklus wieder zu dieser unpopulären Massnahme greifen muss.

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Richard
Auf der Maur
Immobilienökonom